Reisen im Spätsommer

Warum Wackelpudding Götterspeise heißt, ist mir ein Rätsel. Ich habe ihn noch nie gemocht. Wir kennen die Süßspeise von Geburtstagen unserer Kindheit, doch schon im 18. Jahrhundert liebte man die wabbeligen Gelees in England, damals wurden sie mit Safran oder Spinat gefärbt. Heute kocht die britische Künstlerin Florence Houston die Puddings in allen Farben und malt sie in Öl (S. 92).
Ein Augenschmaus, bei dem ich endlich verstehe, was göttlich an diesem Gelee ist. Und ein Beispiel dafür, wie die Kunst uns neue Perspektiven öffnen kann. Sie begleitet uns durchs Leben und ist tägliche Inspiration, wie die großen und kleinen Werke (von Jeff Koons bis Lucian Freud), mit denen sich die Textildesignerin Jennifer Shorto in ihrem Londoner Apartment umgibt (unser Cover und S. 34). Kunst lässt uns die Welt mit neuen Augen sehen. Darum: Gehen Sie ins Theater (große Premieren ab S. 82), reisen Sie nach Wien mit den aufregenden Tipps von MAK-Direktorin Lilli Hollein (S. 81) – oder vielleicht werden Sie selbst zum Künstler? Eine Götterspeise wie oben wäre eine Skulptur nach unserem Geschmack.
Sicherlich haben sie bemerkt, dass der Verlag Gruner + Jahr in den letzten Monaten in turbulentes Fahrwasser geraten ist. Um so glücklicher sind wir nun, dass wir selbst das Ruder übernehmen konnten. Ab dieser Ausgabe erscheint das SALON-Magazin in unserem eigenen kleinen Verlag. Ich möchte die Gelegenheit nicht verstreichen lassen, mich bei dem großen Kreis von Freunden und Unterstützern und allen voran auch unseren Leserinnen und Lesern zu bedanken, bei allen, die uns in den letzten Wochen engagiert begleitet und fest die Daumen gedrückt haben. Auch danke ich meinem Team und allen freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die mit ihrer Kreativität und ihrem Talent SALON in den letzten neun Jahren zu dem gemacht haben, was es heute ist: ein Heft voller Lebensfreude und Neugierde, Schönheit und Schwärmerei.
Viel Freude mit SALON!
Anne Petersen
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